Nachdem wir Haken schlagend diverse bewaffnete Kontrollposten hinter uns gebracht hatten, befanden wir uns nun auf der Haupteinfallstrasse von Nordwesten kommend. Die Zerstörungen, die unsere Fahrt von da an säumten, wirkten allesamt willkürlich, ein bizarres Muster durch die Häuserzeilen ziehend. Schlaglöcher und herumliegende Trümmer, die diagonal voneinander arrangiert wurden, zwangen uns zu permanentem Ausweichen und Herumkurven, manchmal war es für ein derartiges Manöver einen Tick zu spät und der Van krachte mit Wucht durch eine der mitunter mannsbreiten, knietiefen Aussparungen im Asphalt.
Während die Spannung in Erwartung auf die Ankunft in Bustan al-Qasr stieg, schweifte mein Blick über die Vorstadt, die wir gerade durchquerten. Selbst wenn ich das Aleppo vor Ausbruch der Kampfhandlungen nicht kennengelernt hatte, so konnte ich mir doch vorstellen, wie es gewesen sein muß. Es fehlte das Pulsieren einer Großstadt, der Herzschlag kollektiver Alltagssorgen in Friedenszeiten. Man brauchte nur kurz in die Mienen der wenigen am Autofenster vorbeischweifenden Passanten zu blicken, sie bestätigten den erzwungenen Wandel der Lebensumstände. Auch wenn sich die Distrikte, die wir durchfuhren, unter der Kontrolle der Freien Syrischen Armee befanden, es herrschte die permanente Bedrohung durch Luftschläge oder willkürlichen Beschuss aus einer vom Gegner gehaltenen Stellung. Jenes Risiko, dem man in dem Moment ausgesetzt ist, wenn man syrischen Boden betritt.
Was hatte ich eigentlich erwartet? Zur erleichternden Überraschung mehr Normalität als geschätzt? Oder apokalyptisch aneinander gereihte Zerstörung, den grellen Medienbildern gerecht, die täglich in die Welt hinaus kolportiert werden? Es ist nicht einmal als Mittelding von beidem zu bezeichnen, was sich mir an Atmosphäre in Aleppo bot. Es kam am ehesten einer milchig glasigen Glocke gleich, die über den Ort bis hin zu den Landesgrenzen gestülpt wurde und einem eine bleierne Schwere auf die Brust legte, bestehend aus in den Wahnsinn treibende Ungewissheit und panischer Angst, zuviel vom Erlebten reflektieren zu müssen.
Verstörende Skulpturen in Form von ausgebrannten Buswracks zu meiner Rechten rissen mich aus meinen Gedanken. Vor uns lag der nächste Kontrollposten, man konnte die Wachen bereits aus der Ferne aufgrund ihrer Bewegungen erkennen. Das Verkehrsaufkommen war insgesamt übersichtlich, höchstwahrscheinlich kein Vergleich zur emsigen Betriebsamkeit auf dieser Strasse in Friedenszeiten. Doch nun war alles anders, und diese Veränderung war förmlich in der umgebenden Atmosphäre zu greifen ..
After we passed criscross various armed control posts behind ourselves we headed at one of the main roads northwest. The destructions I noticed watching out of the side window looked all arbitrarily, like a weird pattern in the housing blocks and flat rows. Potholes and debris arranged diagonally of each other forced us to permanent elusiveness and cruising about, sometimes it was too late for a such manoeuvre and the van crashed with force through one of the knee-deep man-wide recesses in the asphalt.
While the tension rose in expectation on the arrival in Bustan al-Qasr, my look wandered around the suburb which we just crossed. Even if I had not got to know Aleppo before outbreak of the fightings, nevertheless I could imagine how it must have been. There was no pulsating anymore, the heartbeat of collective everyday worries in peacetime. A brief look into the passers-by minds sweeping away on the car window confirmed the enforced change of the living conditions. Even if the districts we drove through were under the control of the Gesh al-Hor, the permanent threat ruled by aerial beating or arbitrary bombardment from a position held by the opponent. That risk which everyone is committed the moment entering Syrian ground.
What had I expected, actually? To the my own surprise more normality than respectedly? Or apocalyptic lined up destruction, in accordance with the garish media pictures spread daily in the world out? It wasn‘t even a middle thing of both what came up in my mind regarding the atmosphere in Aleppo. It is most rather to describe as a milk glazed bell which was turned over the place up to the country‘s borders and laid to one a lead gravity on the breast, consisting of insanity causing uncertainty and fear to have to reflect too much from the experienced.
Distressing sculptures in the form of burnt-out bus wrecks to my right tore me from my thoughts. Before us appeared the next control post, the guards already from a distance easy to recognize on account of their movements. The traffic amount was straightforward, most probably no comparison to the industrious activity on this street in peacetime. However, now everything was different, and this change was almost to be taken in the surrounding atmosphere.
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