Wednesday, February 29, 2012

Ein Jahr Ruf Nach Freiheit - Eine Sehr Persönliche Sicht

15 Tage bis zum 15.März, Zeit, ein Resumee der sich jährenden Revolution in Syrien zu verfassen, die schier unfassbare Zahl der Ereignisse zwischen Idleb im Norden und Daraa im Süden, Lattakia im Westen und Deir Ezzor im Osten dürfte in ausführlicher Variante locker ein komplettes Buch füllen.

Wie hatte alles damals angefangen? Mit ein paar Jugendlichen, die, inspiriert vom Arabischen Frühling in den Nachbarländern, ein paar Graffitis an die Häuserwände von Daraa sprühten und die dafür verhaftet wurden. Gut, in der westlichen, sogenannten zivilisierten Welt mag sie durchaus ein ähnliches Schicksal erwartet haben im Falle ihrer Ergreifung durch die Behörden, doch wir reden hier von dem Land, in dem die Dynastie der Assads über fast fünf Jahrzehnte ein im wahrsten Sinne des Wortes todsicheres System aus Überwachung und Präventivarrest bis hin zu menschenunwürdiger Folter mit oftmals lethalen Folgen errichtet hat.

Es waren die Familienangehörigen der verhafteten Kids, die aus Protest auf die Strasse gingen und ihrerseits in Haft gerieten. Schon bald sprang der Funke auf andere Regionen über, zwar noch nicht in dem Ausmass, wie wir es aus den Bildern der Massenproteste im Frühsommer erleben durften, doch deutlich genug, um das Regime, das bis dahin die Versuche der inneren wie äusseren Befreiung seines eigenen Volkes eher milde belächelte, in Unruhe zu versetzen. Vor allem, da mit dem 13-jährigen Hamza al-Katheeb ein erstes Märtyrersymbol entstand, das die Menschen in Bewegung versetzen sollte.

Zur Erinnerung: es war Mohammed Bouazizi, der sich im Dezember 2010 in Tunesien aus Protest gegen seine erzwungene Erwerbslosigkeit in Brand gesetzt und somit die Revolte gegen den damaligen Präsidenten Ben Ali richtig in Gang gebracht hatte. Es war der ägyptische Blogger Khaled Said, dessen gewaltsamer Tod nach seiner Verhaftung wie ein Stachel im Fleisch der Bevölkerung saß, der ein dreiviertel Jahr später zum Ausdruck des Aufstands gegen den von Altersstarrsinn befallenen Mubarak wurde. Und es war Mohammed Nabbous in Libyen, dessen Ermordung durch Gaddafis Sicherheitskräfte dem Widerstand gegen den exzentrischen Despoten entscheidend mitgestärkt hatte. Wir, die wir nicht in der islamisch geprägten Kultur aufgewachsen sind, können nur schwer nachvollziehen, welchen Symbolcharakter diese Figuren für die revolutionären Bewegungen innerhalb der arabisch-nordafrikanischen Gesellschaft haben.

An dieser Stelle beantworte ich ohne grosse Umstände die Frage, wie ich selber zu der syrischen Freiheitsbewegung gestossen bin. Als ich anfing, auf dem Netzwerk Twitter und der Plattform Blogspot zu posten und zu schreiben, war ich zuerst mit dem Aufstand der Jemeniten gegen ihr äusserst durchtriebenes Oberhaupt Abdullah Ali Saleh in Kontakt getreten. Mich berührten damals die Bilder aus Sanaa und Taiz zutiefst, auf denen vor allem junge Leute und Frauen zu sehen waren, die durch und durch friedvolle Proteste gegen die Herrschaftsclique inszenierten. Die Antwort des Regimes war - wie sollte es auch anders zu erwarten gewesen sein - blanke Waffengewalt. Damals sind noch nicht so viele Videos und Bilder von erschossenen oder gar verstümmelten Zivilopfern zu sehen gewesen wie es heute am Beispiel Syrien der Fall ist, doch die Beschreibungen der jemenitischen Tweeps von Dauerfeuer und dem Einsatz schwerer Artillerie sorgten durchaus dafür, dass die Aufmerksamkeit mehr und mehr auf den südlichen Nachbarn Saudiarabiens gerichtet wurde. Ich versuchte, meinen Teil beizutragen und meiner stetig wachsenden Twittergemeinde und meinen damaligen Mailkontakten im eigenen Land die Ereignisse in einem der ärmsten Länder der Erde nahezubringen. Letztere reagierten übrigens eher spärlich auf meine Informationen, was ich ihnen jetzt nicht unbedingt zum Vorwurf machen möchte, da es jedem selbst überlassen ist, ob und wieviel Anteilnahme er oder sie bereit ist, in die Sache für Freiheit und Gerechtigkeit in einem anderen Land zu investieren, doch ein wenig enttäuscht war ich damals zugegebenermassen schon. Dafür begann sich mein Followerkreis auf der Mikrobloggerplattform mehr und mehr zu konstituieren; nach den Jemeniten kamen im Zuge der Rebellion gegen Gaddafi die libyschen Online-Freedom-Fighter dazu, denen ich mich sofort angeschlossen hatte - der Funke des Arabischen Frühlings setzte mein Gemüt in positivem Sinne mächtig unter Feuer und ich war durch und durch im sogenannten Benghazi-Fieber, der Hochburg des Widerstands gegen den ungeliebten ,Bruder Führer‘ erlegen. Unter den Gaddafi-Gegnern auf Twitter fanden sich auch viele Syrer, die meisten von ihnen im Exil. Ein paar jedoch twitterten aus ihrer Heimat. Mein erster richtiger Kontakt mit einem Einheimischen vor Ort war ein junger Mann aus Damaskus, dessen Namen ich aus Sicherheitsgründen für mich behalte, da sich seine Familie nach wie vor in Syrien aufhält und der Gefahr der Inhaftierung ausgesetzt ist. Auch er schrieb deutliche Worte gegen die Tyrannen der arabischen Welt inklusive seines eigenen Präsidenten, was mich zutiefst beeindruckte. Wir waren und sind bis heute vor allem durch unseren Glauben verbunden, so verwirrend das jetzt für Aussenstehende klingen mag: er von seiner sunnitischen Seite und ich durch meine lutheranische Prägung. Uns beiden liegt sehr viel an einer toleranten Haltung unser beider Glaubensrichtungen für den jeweiligen anderen. Ich erwähne derartige Details aus dem hauptsächlichen Grund, um meine eigenen Beweggründe, den Völkern der arabischen Welt in dieser Art und Weise zu folgen, verständlich zu machen. Eines Tages schickte mir mein syrischer Bruder im Geiste einen Youtube-Videolink, auf dem eine kleinere Gruppe Demonstranten zu sehen war, die am Ende einer Strasse in einem der Vororte von Damaskus auf eine Einheit Sicherheitskräfte stiessen. In zwei Reihen, eine kniend, die andere dahinter stehend, hatten sie ihre Waffen entsichert und auf die sich ihnen nähernden Demonstranten gerichtet. Die Jungs diskutierten noch hektisch miteinander und der Handy-Kameramann bezog vorsorglich hinter einem Müllcontainer Stellung, als einer aus der Gruppe mit nach oben erhobenen Armen, quasi als Zeichen seiner Unbewaffnetheit, auf die Uniformierten zuging. In dem Moment eröffneten die Regimetruppen das Feuer. Man sah nur noch verwackelte Aufnahmen von zwei, drei Demonstranten, die einen getroffenen Mitstreiter auf ihren Schultern trugen und zusammen mit den anderen nach hinten losrannten. Ich war in dem Moment geschockt und sprachlos. Nie zuvor hatte ich derartige Bilder zu sehen bekommen. Noch am selben Tag schickte mein Freund mir einen weiteren Link. Diesmal zeigten die Aufnahmen einen auf dem gefliesten Boden eines Seiteneingangs liegenden jungen Mann mit weit aufgerissenen Augen, knapp überhalb seines linken Ohrs klaffte ein grosses Loch im Schädel, aus dem das Blut in Strömen sickerte. Man sah sofort, dass die Verletzung tödliche Folgen hatte. Neben ihm hockte ein unverletzter Demonstrant, der mit bebender Stimme auf arabisch von den Schüssen auf sie erzählte und der dann zur Verdeutlichung der Ereignisse Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand in die Blutlache tauchte und den Ort sowie das Datum auf die Fliesen am Boden schrieb. Ich kann bei rückwirkender Betrachtung mit Fug und Recht behaupten, dass diese beiden Videos der Ausschlag waren, mich mit ganzem Herzen der syrischen Revolution zu widmen. Ein einziger Augenblick kann dein ganzes Leben verändern, heisst es so treffend, und in meinem Fall waren es diese beiden Momente, die sich auf meine innere Festplatte der Erinnerung eingebrannt hatten.

Die Freiheitsbewegung nahm den Sommer über ihren Lauf und wir hatten uns schon, so bitter es vielleicht auch klingen mag, mit den täglichen ein, zwei Dutzend Opfern unter den Zivilisten abgefunden, damals noch in der Hoffnung, die internationale Staatengemeinschaft möge baldigst ähnlich effektive Mittel gegen das Assad-Regime ergreifen, wie es bei Libyen und Gaddafi der Fall war. In der Zwischenzeit schloss ich die ersten Kontakte zu Exilsyrern hier in Bayern, die begannen, Solidaritätskundgebungen für ihre Landsleute zu veranstalten. Gleich bei der ersten Demonstration verwies mich einer der Beteiligten auf zwei recht finster dreinblickende Gestalten, die etwas abseits des Geschehens standen und eifrig Aufnahmen der Anwesenden machten: Regimegetreue, vermutlich von der syrischen Botschaft in Berlin direkt zu der Veranstaltung beordert. Als pikantes Detail am Rande sei zu vermerken, dass einer der beiden mit grosser Wahrscheinlichkeit zu den erst kürzlich des Landes verwiesenen Diplomaten gehört, was bedeutet, dass sie schon damals nicht nur im übertragenen Sinne ein Bild von mir hatten. (Letzteres bezieht sich auf die später entstandenen Videos, auf denen ich klar und deutlich Reden gegen das Regime haltend während ähnlicher Veranstaltungen hier in München und in anderen Städten zu sehen bin.) Ibrahim Qashooshs ,Yalla ir7al* ya Bashar‘ (Raus mit dir, Baschar) wurde zur zweiten Nationalhymne Syriens, während sein geistiger Vater einen drastischen Tod dafür erleiden musste: die Häscher des Regimes schnitten ihm nicht nur die Kehle durch, sie entfernten gleich noch seinen gesamten Kehlkopf, als Zeichen dafür, dass es jedem, der den Präsidenten schmähe, ähnlich ergehen würde. Doch was als Abschreckung gedacht war, führte wie so vieles letztendlich zum Gegenteil. Qashoosh wurde auch ausserhalb Syriens wahrgenommen und von anderen Künstlern in verschiedenen Ausdrucksformen gewürdigt. Ich für meinen Teil hätte beileibe nicht damit gerechnet, selber zum Interpreten seines Songs zu avancieren, als ich den Refrain auf einer der hiesigen Veranstaltungen per Megaphon angestimmt hatte. Wie die Jungfrau zum Kind kam ich nun zu Qashooshs Lied und war wohl zu dieser Zeit der einzige Deutsche, der sich des Werks in der Form annahm, auch wenn der Anfang nicht einfach war, die arabische Aussprache wollte erst richtig einstudiert sein, bevor man mich problemlos verstand. Das Wichtigste war jedoch, dass das Lied weiterlebte, und mit ihm die Erinnerung an einen mutigen Syrer, der uns damit einen Teil von sich auf ewig hinterlassen hat.

Da es nicht nur sehr schwer, sondern vor allem lebensgefährlich war, ernsthafte politische Oppositon innerhalb Syriens auf die Beine zu stellen - die existierenden sogenannten Oppositionsgruppen sind nichts anderes als gedungene Claqueure des Baath-Regimes - formierte sich unter den Exilsyrern der Syrian National Congress (SNC), dessen Hauptaufgabe bis heute darin besteht, von der internationalen Staatengemeinschaft ernstgenommen respektive anerkannt zu werden, und nach dem Libyschen Vorbild des NTC eine Alternative als Übergangsregierung nach dem Sturz Assads darzustellen. Genau daran nagelte nämlich die Front der Skeptiker ihre Argumente fest: was würde nach dem Fall des Regimes auf politischer Ebene passieren? Bestünde nicht die Gefahr sich ausweitender chaotischer Zustände ohne solide Führung? Dem traten Burhan Ghalioun und die anderen Mitglieder des SNC entschieden entgegen, indem sie ein gut überlegtes Programm präsentierten, mit dem sie bereits den einen oder anderen politischen Partner für ihre Sache gewinnen konnten. Doch das Misstrauen der Zivilbevölkerung Politikern im Allgemeinen gegenüber ist unverändert gross und es bleibt eine herausfordernde Aufgabe für die selbsternannte Dachorganisation der freien Syrer, den Zuspruch zu mehren, um nicht eines Tages im gleichen Topf mit allen anderen ungeliebten Entscheidungsträgern zu landen.

Keiner von uns konnte damals ahnen, dass mit Beginn des Ramadans die vom Regime in Gang gesetzte Gewaltspirale derart hochgekurbelt würde. Was sich bis dato immer freitags nach den traditionellen islamischen Gebeten in den Moscheen abspielte - Grossdemonstrationen über das ganze Land verteilt, die mit exzessiver Waffengewalt zerschlagen wurden - fand nun täglich statt. Die Opferzahlen verdoppelten, verdreifachten, vervierfachten sich vor unseren Augen und wir setzten all unsere Hoffnungen unverändert auf den Westen, die arabischen Nachbarländer, die Vereinten Nationen, eigentlich auf fast alle, dem Staatsterror irgendwie Einhalt gebieten zu können. Stattdessen wurden wir lediglich Zeugen der klassischen Eskalationsleiter der internationalen Diplomatie, auf der zwar deutliche Worte zum Zuge kamen („Wir verurteilen aufs Schärfste“, „das Ende der Fahnenstange ist erreicht“, „Baschar al-Assad hat entgültig seine Legitimität als Präsident verloren“, „wir werden ein starkes Signal senden“) und diverse Sanktionsmassnahmen wie etwa Einreiseverbote in die Europäische Union, Einfrierung von Geschäftsvermögen der Regimemitglieder ausserhalb des Landes oder der Importstopp von syrischen Wirtschaftsgütern verhängt wurden, jedoch keine wirklich erfolgreichen Taten zur sofortigen Beendigung der Gewalt gegen Zivilisten auch nur im Ansatz durchgesetzt werden konnten. Stattdessen blieb der Tod ein ständiger Begleiter der friedlichen Aufstände.

In solchen Momenten mischt sich unter die Anfangseuphorie und den Optimismus einer Revolution spürbar Enttäuschung, Erschöpfung, Frustration, Ratlosigkeit - und berechtigte Wut. Unter die Slogans der ersten Stunden, die an die Einheit der Bevölkerung mahnen und den Abgang des Herrschertums fordern, waren zum ersten Mal deutlichere Worte zu vernehmen: aus ,ash7ab* yureed isqat al-nizam‘ (Das Volk verlangt den Rücktritt der Regierung) wurde nun ,ash7ab* yureed 3adam* al-rais‘ (Das Volk verlangt die Hinrichtung des Präsidenten). Wer hier seiner pazifistischen Ader freien Lauf lassen möge, indem er vor derart harten Ausdrücken zurückschreckt, dem sei in aller Deutlichkeit gesagt, dass wir es mittlerweile nicht mehr mit einer sogenannten moderaten Niederschlagung einer Freiheitsbewegung zu tun hatten (ich betone den Terminus moderat hier mit der nötigen Portion Sarkasmus), sondern mit gezieltem Massenmord an der Bevölkerung. Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass eine Mutter oder ein Vater, deren eigene halbwüchsige Kinder auf dem Weg von der Schule oder zur Bäckerei kaltblütig von regimetreuen Scharfschützen abgeknallt wurden wie tollwütige Hunde, grossmütig gegenüber den Auftraggebern reagieren. Gerade mal Heilige oder von besonderer Friedfertigkeit und Vergebung beseelte Naturen mögen dazu in der Lage sein, wir, die normalen Menschen mit unseren normalen Emotionen und Erwartungen an das Leben jedoch sicherlich nicht.

Nach Hama, der Stadt, die im Jahre 1982 unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit eines der fürchterlichsten Massaker der jüngeren Menschheitsgeschichte erleiden musste und aus der im vergangenen Sommer jene atemberaubenden Bilder von hunderttausenden Demonstranten gegen das Regime und für die Freiheit nach aussen gelangten, wurde auch Homs, neben Aleppo die Wirtschaftsmetropole des Landes und über die Grenzen hinaus berühmt für den Humor seiner Einwohner, zum Hotspot des Aufstands. Es waren die legendären Videos der Homsis, in denen sie Auberginen als Handgranaten oder Gehstöcke als Gewehre präsentierten, um der Welt da draussen zu zeigen, dass sie sich keineswegs mit echten Waffen gegen die Sicherheitskräfte zur Wehr setzen konnten, wie es das Regime immer wieder behauptet hatte. Sie widerlegten den Mythos der ,bewaffneten Banden‘ durch selbstgebaute Katapulte, mit denen sie Kartoffeln und Zwiebeln über die Häuserblöcke Richtung Armeeeinheiten schossen und schafften es immer wieder, uns trotz des grausamen Alltags bestehend aus Terror, Tod und Verwüstung ein Schmunzeln abzuringen. Die einzigen, die nicht wirklich darüber lachen konnten, waren die Regimevertreter selbst. Und so begann ein Rachefeldzug, während dem ganze Ortsviertel der nördlich des Libanon gelegenen Stadt in Schutt und Asche gelegt wurden und immer noch werden, zahllose Massaker stattfanden und immer noch stattfinden. Inshaat, Bab Sbaa, Al Khaldiye und Baba Amr sind die hauptsächlich betroffenen Stadtteile, deren Anblick mittlerweile eher an Beirut während der achtziger Jahre oder das heutige Mogadischu erinnert. Die Menschen sind regelrecht eingekesselt, Soldaten bilden Sperren zwischen den jeweiligen Distrikten, Krankenhäuser werden zur Todesfalle für verwundete Demonstranten, die humanitäre Situation hat ihren kritischen Punkt bereits bei weitem überschritten.

Mit den ersten Desertationen begann sich unter dem Kommando von Riad al-Asaad die Freie Syrische Armee (FSA) zu formieren. Immer mehr Soldaten entsagten dem Baschar-treuen Kommando und weigerten sich, auf ihre unbewaffneten Landsleute das Feuer zu eröffnen. Ein mutiger Schritt, da ihnen im Falle ihrer Ergreifung der sichere Tod droht. Die FSA stellte sich vor allem in Idleb und in Homs gegen die regimeloyalen bewaffneten Einheiten, um Zivilisten zu schützen und weitere Massaker zu verhindern. Klar, Assads Lieblingsargument von ,bewaffneten Banden‘ mag in dem Moment neutral betrachtet eine gewisse Rechtfertigung erfahren haben, doch sollte man nicht ausser Acht lassen, dass wir es hier mit Menschen zu tun haben, die dem Kadavergehorsam im Namen des eigentlichen militärischen Eids, nämlich neben dem Land vor allem dessen Bevölkerung zu schützen anstatt sie umzubringen, Paroli bieten. Und was die internationale Staatengemeinschaft bis zu diesem Zeitpunkt nämlich nicht zustande gebracht hat, konnte die stetig wachsende FSA zumindest in Teilen umsetzen: dem Volk Sicherheit vor den mordenden Regimeeinheiten bieten. Heute ist die FSA der einzige Garant dafür, dass die Regimetruppen nicht permanent tun können, was sie wollen. Und dass selbst die shabi7a* (Geister), zivile Schläger- und Mörderbanden, die für die Geheimdienste die Drecksarbeit erledigen, keinen absoluten Freifahrtschein für ihre Untaten mehr besitzen. Die Forderung nach logistischer und militärischer Unterstützung der FSA ist in der letzten Zeit richtig laut geworden und ich stimme vorbehaltlos in den Chor derer ein, da es hier um nichts anderes als Selbstverteidigung geht. Zwar tendiere ich immer noch zu gewaltfreien Mitteln und habe die Schriften von Gene Sharp genauso eingehend studiert wie die Methoden der CANVAS-Gruppe, doch gibt es eine natürliche Grenze, die bewaffnete Gegenmassnahmen legitimiert: wenn die andere Seite sich trotz aller Aufforderungen nicht nur weigert, das Gewehr aus der Hand zu legen, sondern unvermindert weiterschiesst. Die pazifistischen Fundamentalisten werden mich nicht vom Gegenteil überzeugen können.

Es folgte im Herbst der diplomatischen Tragödie nächster Teil. Die Arabische Liga, nicht zu Unrecht als Club der Diktatoren verunglimpft, besann sich wohl auch aufgrund eines erhobenen Zeigefingers aus Moskau der Möglichkeit, eine eigene Vermittlermission auf die Beine zu stellen, um dem allgemeinen Vorwurf der Tatenlosigkeit entgegenzuwirken. Im Vergleich zu dem Tempo, mit dem die Liga Entscheidungen über das weitere Vorgehen fällte, wirkte jedoch selbst die schwerfälligste Dampflok der Gründerzeit wie ein getunter Transrapid. Noch hatten wir alle, die die Ereignisse in der arabischen Welt aufmerksam verfolgten, den desaströsen Auftritt des Gulf Cooperation Council (GCC) im Jemen vor Augen und wie perfide Saleh damals mit ihnen Schlitten gefahren ist. So verwunderte es auch nicht allzu sehr, dass nicht die eigentlichen Entscheidungen der Liga, sondern viel mehr die jeweiligen Vertagungen derselben im Vordergrund standen, während Assad und seine Häscher weiterhin unbeeindruckt Jagd auf das eigene Volk veranstalten durften. Nach einer gefühlten Ewigkeit - anders ausgedrückt: über tausend getötete Zivilisten später - wurde die avancierte Beobachtermission in die Tat umgesetzt, unter der Führung des sudanesischen Generals al-Dabi, einer äusserst dubiosen Erscheinung in Sachen Menschenrechte und objektive Berichterstattung. Die Bilder, die wir daraufhin präsentiert bekamen, sorgten zurecht für weltweiten Hohn und Spott. Schlecht vorbereitet, noch schlechter ausgerüstet, wanderten die in orangene Westen gekleideten Beobachter, selbst peinlich genau von ihren Begleitern des syrischen Regimes beobachtet, durch die Strassen und erinnerten eher an einen Betriebsausflug denn eine faktensammelnde Mission. Immer wieder waren auf den hochgeladenen Youtube-Videos (die Bilder des staatsnahen Senders Adounia konnte man sich getrost sparen, es sei denn, man hatte einen Faible für unfreiwillige Komik) aufgebrachte Bürger zu sehen, die den Beobachtern ihre Eindrücke erzählen und sie zu bestimmten Orten, an denen sich die Gewalt der Sicherheitskräfte entladen hatte, führen wollten. Besonders al-Dabi stach dabei durch eine deutlich zur Schau getragene Teilnahmslosigkeit hervor. Als einziger kommentierte er durchgehend das Erlebte in regimekonformen Jargon, während die die ersten Teilnehmer der Mission das Weite suchten und im sicheren Heimathafen angelangt ihrerseits von mehr als beunruhigenden Bedingungen sprachen. Nicht zu vergessen sind ebenfalls die geradezu nach Inszenierung riechenden Detonationen in Damaskus, die sich gleich nach Ankunft der Gäste ereignet hatten. So pervers das jetzt vielleicht klingen mag, doch der ganze Aufstand hatte zu diesem Zeitpunkt dank der tatkräftigen Mitwirkung des Regimes den Charakter einer Boulevard-Groteske angenommen.

Und die Leidtragenden selbst? Von den Aktivisten der lokalen Koordinationskommittees über die Demonstranten bis hin zur Zivilbevölkerung? Man hätte durchaus erwarten können, dass die vom Regime angestrebte Hollywoodisierung die ursprüngliche Freiheitsbewegung erfolgreich an den Rand hat drängen können, ein Effekt, der im medialen Zeitalter nicht zu verachten ist. Doch zum einen haben sich die protestierenden Massen nicht in die ihnen gestellte Falle begeben und verfolgen unverändert ihre eingangs gesteckten Ziele weiter. Und zum anderen hat sich die internationale Staatengemeinschaft ihrerseits nicht davon verwirren oder gar anstecken lassen, wie es die letzte Abstimmung des UN-Sicherheitsrats zutage gefördert hat. 137:12 lautete das wahrhaft positive Ergebnis für eine Resolution gegen das Regime und auch wenn das Dutzend Vetoländer zwei dicke Brocken, Russland und China, beinhalten mag, die noch in der Lage sind, den Rest der Welt mit ihren sturen Ansichten zu knebeln, so ist es doch ein Erfolg für eine bestimmte Haltung, die hier notwendigerweise zum Ausdruck gebracht wurde. Man ist selbst mit der Zeit und all den enttäuschenden (Nicht-)Beschlüssen gewissermassen bescheiden geworden und versucht sich, auf das Wesentliche, die Menschen in Syrien selbst zu konzentrieren, deren Leben schon immer an einem seidenen Faden hing, seit Hafez al-Assad vor einem guten halben Jahrhundert die Macht errang, nur heute, da sie die Mauer der Angst zu überwinden bereit sind, umso mehr.

Viele haben bis heute ihr Leben gelassen auf dem Weg zur erstrebten Freiheit. Ihr Tod ist nicht etwa ein Detail einer übergeordneten Statistik. Hinter jedem steckt eine Familie und ein Freundeskreis, die um den Verlust trauern. Fast jeder Syrer kann von einem Angehörigen oder einem Bekannten erzählen, der entweder umgebracht oder verschleppt wurde. In den Gefängnissen des Regimes und der Geheimdienste sitzen noch Abertausende politischer Gefangener, manche von ihnen seit Jahrzehnten. Es gibt in Syrien einen Ausdruck dafür, in den Händen der Staatsgewalt zu sein: man befindet sich hinter der Sonne. Auch die Aktivisten von heute haben ihre Erfahrung mit den spezifischen Haftbedingungen gemacht. Manche hatte Glück wie die Bloggerin Razan Ghazzawi, die mittlerweile gleich zweimal festgenommen wurde, jedoch wohl aufgrund des öffentlichen medialen Interesses vor allem der Twitter-Community, die sich lautstark für sie eingesetzt hatte, wieder auf freien Fuss kam und der berüchtigten Foltermaschine des Regimeapparates entging. Andere wiederum hatten weniger Glück. Giath Mattar etwa, der für seine koordinierenden Tätigkeiten mit dem Leben bezahlen musste. Sein ausgeweideter Leichnam wurde der Familie übergeben. Auch er wird nicht vergessen werden.

 Es gibt noch etliche Details und Geschichten, die an dieser Stelle rund um die syrische Revolution erwähnenswert sind, doch habe ich mich entschlossen, ohne grössere Recherchen einfach aus meiner persönlichen Erinnerung heraus zu schreiben. Wie anfangs bereits erwähnt würde eine genaue Auflistung der Ereignisse sicherlich ein ganzes Buch füllen. Doch die Revolution ist noch nicht erfolgreich beendet. Noch sitzt Baschar al-Assad im Präsidentenpalast in Damaskus und spielt sich unverbrämt als Mister Mou7amara* (Verschwörung) auf. Noch morden seine Schergen täglich in den Städten und Dörfern Syriens. Noch hält das russische Regime aus Trotz und Eigeninteresse an den Machthabern fest und warnt vor Fremdeinmischung - letzteres scheint allerdings nicht für das iranische Regime zu gelten, da Assads Busenfreund Achmadinedschad die eine oder andere Quds-Brigade zur Unterstützung der syrischen Regimetruppen über die Grenze kommandieren darf, ohne eine Schelte oder gar Schlimmeres befürchten zu müssen. Doch der Entschluss, die Freiheitsbewegung auch nach einem Jahr voller Opfer und Leid fortzuführen und ein Assad-freies Syrien zu realisieren, hat sich in den Herzen und den Köpfen vieler bereits unwiderruflich festgesetzt. Ich glaube, sie wussten von Anfang an, dass es nicht einfach wird. Dass der Preis für die Erlangung von Freiheit, Würde und Gerechtigkeit hoch sein wird, sehr hoch im Extremfall. Diese Revolution hat auch mich verändert. Das erste Wort, das ich auf arabisch gelernt habe, war 7orriyeh* (Freiheit). Aus einem kreativen Genussmenschen mit einem Herz für die Schwächeren wurde Mundass Almani, der deutschstämmige Regimefeind. Ich trage diesen Titel heute voller Stolz. Von allen revolutionären Slogans, die ich in diesen fast zwölf Monaten kennen- und sehr schätzen gelernt habe, hat einer besonders mein Herz berührt:

,Al-mawt wa la al-mazale.‘

Eher Tod als Unterdrückung. Lange habe ich überlegt, wo ich das schon mal gehört oder gelesen hatte. Mittlerweile ist es mir wieder eingefallen. Es war vor etwas mehr als über einem Jahr, kurz bevor der Arabische Frühling ausbrach. Über dem Eingang eines Hauses auf Sylt, der nördlichsten aller deutschen Inseln, stand auf friesisch zu lesen:

,Lewwer duad üs slaav.‘

Lieber tot als versklavt. Der Wappenspruch der Nordfriesen. Das Motto der freiheitsstrebenden Syrer. Das Motto aller freiheitsliebenden Menschen auf der Erde. Und auch mein Motto.

* Zur Erläuterung der Arabizi-Schreibweise, die ich benutze und die vielleicht nicht jedem geläufig sein dürfte: die Zahl 7 steht für das deutsche h, die Zahl 3 für den Kehllaut zwischen ch und kh.


(Syrien über alles! Auch ohne dich, Assad!)

Monday, February 27, 2012

The Revolution Gallery Feb 2012

Commenting the call for the UN troops after the Arab League monitors' disaster.














Those both don't need any additional comments ..


















Assad's dirty veto coalition. With those friends you don't need any enemies at all - because they are both in one.

















Mount Rushmore? In this case Mount Donkey!










And I'm still upset, believe me.













Long live the heroes of the Free Syrian Army!











"Freedom forever! Even without you Assad!"











She's really adorable. Her efforts for the freedom cause are heroic. From an Alawi actress to a true Syrian freedom fighter she sets a new definition for becoming a celebrity.













The colors of the revolution. Above stands 'Unity!!', below 'Freedom!!!'

Sunday, February 26, 2012

Deconstructing Revolution Myths

After yesterday‘s demonstration I became the chance to get in a deeper conversation about the complexity of the situation in Syria with a young woman from Homs whose identity I will keep secret as a matter of protection especially for her family members still living inside the country.

She explained me her impressions of the growing resistance against the regime before  she left Homs some months after the beginning of the uprising. It was exactly in that time when the people of Daraa where all started were complaining about the inactivity of the Homsees after the first massacres the regime had committed to suppress the spark of Arab Spring which had flown over the Tunisian, the Egyptian, the Yemeni and the Libyan borders.

Homs accused of not joining the revolution? I asked, searching in my memory the mentioned period. Admittedly, I was confused in that moment. The same Homs which is now the symbolic hotspot of the brutal regime crackdown and the truly amazing resistance combined with iron will and outstanding resilience?

It seems we tend to neglect some crucial facts in our own analysis of the ongoings and that is nearer regarded also kind of natural because of the amount of informations we are confronted with day by day. But she remembered me with her explanations of her own experiences that Homs began to participate the revolution not from the original start.

So why is this detail becoming important? Very simple: it were the Homsees accusing the Halabis not taking enough action in solidarity after the massive erection of security checkpoints in the city and the first heavy wave of random shelling in Inshaat, Bab Sbaa and Baba Amr. In the meantime the people of Aleppo are also organizing demonstrations and facing an increasing presence of army and security forces but it is not compatible with the huge rallies we all witnessed last year in Hama for example. The pessimists among us still take that as a main argument for Aleppo being different than the rest of Syria and I am not in the position to second or to disprove that but my inner voice says me that the freedom movement is more like a tide than an eruption and that it is only a matter of time when this tide is reaching Syria‘s second biggest city in a form it reached the other parts of the country.

She described me how they arranged in Homs in the beginning the first small demonstrations to overcome the implemented fear and to show solidarity with and compassion for their fellows doing the same in the other cities. It seemed that they slowly began to realize the dimensions of the uprising combined with the historic chance to start something like that.

This is one of the traps of our perception as bystanders: glorifying a revolution as eruptive.

Most of all in the case of Syria it is the previously mentioned tide floating through the people‘s minds. Compatible with a coat everyone is wearing because the regime wants them. Then hearing from fellows who pulled off their coats and being killed for that reason without warning. Or escaping the regime attacks living a new coatless life called freedom and spreading the news of their essential change. Sooner or later everyone feels confronted with the consideration to pull of their own coat - and the possible price they might pay for it. From that moment on the own consciousness becomes the chance to switch. This tide is a hundred times more effective for a real revolution than our imagination of a society pulling off their coats all together in one moment. Because it is is more an illusion or in the best case a unique event in human history.

The demystification of the revolutionary moment is a necessary step to withstand the classical arguments of being too idealistic, too much utopist or simply too naive. The understanding of the process per se requires to switch from the intuition to the intellect, from the belly to the brain, to discover the mechanism or revolutionary resistance and to act or to support it the successful way.

During our intensive talks we reached the general topic of systematical surveillance. She shared with me her experiences she made giving the example of a taxi driver more or less openly interrogating her during a ride through Homs. It might sound like a clichee but the taxi drivers are perfectly predestined to work as regime or secret service informants embedding objective questions in their smalltalk with the clients. I insisted that it could be possible to lead a rhetorical counterstrike by turning their own questions back to them but she explained me that many of them are trained not to let that happen telling about their own ,point of view‘ that the regime is not doing everything right, that they make some mistakes, that their decisions aren‘t the best or the wisest. But they would never use harsh words or clear comments characterizing them as true dissidents. Those informants - many of them in proforma positions but doing nothing than collecting informations about the citizens - might well become an evident challenge for the common society of a post-Assad Syria. As a comparison: the iron curtain which divided Germany into a Western and an Eastern part fell down in relation very quickly but managing the former GDR‘s Staatssicherheit secret service and its‘ network of ,inofficial employees‘ isn‘t finished after more than 22 years. Of course the East Germans have turned in the meantime from an informants‘ society to an informational society but there are still a lot of unanswered questions about the role some had played in the Honecker regime. And a maybe never to be defined percentage of them might coming through without getting ever discovered.

Finally we spoke about two dangerous attitudes which are responsible for the vicious circle of violence in general - hate and revenge. The reasons for the hate exposed mainly by the shabeeha in Syria seems hard if not impossible to explain. Collective punishment bears always any understandable explanation given the aspect of justice. The reason it has is to create a similar or the same hate among those being punished leading to revenge acts and feeding the beast of intended violence. Whoever wants to end that dirty game has to create the own ability of forgiveness. Not easy if the other side has murdered one half of the own family including the children but the only way to prevent creating the culprits of tomorrow.

The spark of each revolutionary moment is de facto the favored element of our own memory. And it is important to keep it reminded during the time the whole revolution needs to become successful. But as participants or as supporters of the desired paradigm shift we have to avoid the trap of glorification or we are risking to become pressed to the edge of those defending the old status quo to maintain the power of the unloved system. We want to overcome them? Then we need our abilities of rational perception to shatter the arguments of our counterparts and not to fail because of being too idealistic in our own words and deeds.

Freiheit für Syrien - 25.02.2012 - Augsburg

München präsentierte sich in wolkenverhangenem Grau, als wir Richtung Fuggerstadt aufbrachen. Auf der Rückbank neben einem Stoss syrischer Unabhängigkeitsflaggen sitzend hoffte ich inbrünstig, dass es nicht zu stark regnen würde, während wir für die Freiheit demonstrieren. In der Nähe des Augsburger Hauptbahnhofs wurden wir Zeugen eines Antifa-Protests, einige hundert vorwiegend Jugendliche der linksextremen und der Punkbewegung wurden von einem Haufen Polizisten begleitet, die ihrerseits einen überdurchschnittlichen Arbeitstag hatten, da aus den einfahrenden Zügen viele Hertha-Anhänger zur nachmittäglichen Bundesligapartie strömten.


 Einen knappen Kilometer vom Bahnhof entfernt lag der zugewiesene Platz, an dem die Freiheit-für-Syrien-Kundgebung stattfand; bei näherer Betrachtung sogar gut gewählt, da viele Passanten aus den Bussen und Strassen Richtung Einkaufsstrassen und wieder zurück unterwegs waren. Meine Befürchtungen bezüglich des Wetters zerstreuten sich zum Glück, es fiel kein einziger Tropfen Regen und nach einer Weile kam sogar ein Stück blauer Himmel unter der Wolkendecke hervor. Ausser unseren syrischen Revolutionsflaggen waren mehrere kurdische Nationalfahnen zu sehen. Alle Beteiligten des Protests gaben sich grosse Mühe, für etwas Aufmerksamkeit in Sachen Syrien zu sorgen, indem die mittlerweile schon klassischen Revolutionsslogans skandiert und vorbereitete Reden und Gedichte rezitiert wurden; und der bzw. die Eine oder Andere nahmen sich auch die Zeit, innezuhalten, zuzuschauen und zu -hören und sogar Fragen für den Grund unseres Zusammenkommens zu stellen.

Doch der wesentliche Effekt war meines Erachtens nach das erfolgreiche Aufeinandertreffen von in verschiedenen Städten Deutschlands lebenden Syrern. Wir vergessen leicht, dass in Hafez‘ als auch in Baschars Syrien Misstrauen unter der Zivilbevölkerung ein wesentlicher Bestandteil der Machterhaltung war und leider auch immer noch ist. Umso bemerkenswerter ist es zu sehen, wie diejenigen, die Freiheit und Würde in ihrer Heimat verlangen, in der Lage sind, auf einander zu zu gehen und nicht nur die Mauer der Angst einzureissen, sondern auch den Vorhang des Misstrauens abzuhängen, der seit beinahe fünf Jahrzehnten zwischen ihnen hing. Eine neugewonnene Einheit nimmt Gestalt an, die einer der zentralen Schlüssel ist, um das entsetzliche System von Überwachung und Gewalt, das die Assad-Dynastie errichtet hat, zu überwinden. Und selbst die Anwesenheit zweier Regimebefürworter - wie wir sie aufgrund ihres Verhaltens eingeschätzt hatten - in der unmittelbaren Nähe der Veranstaltung konnte nicht für Unbehagen sorgen.


 Alles in allem war die Veranstaltung ein wichtiges Aufeinandertreffen von arabisch- wie kurdischstämmigen Syrern unterschiedlicher Herkunft wichtig und notwendig, um gemeinsam die Stimmen für die gerechte Sache zu erheben. Und darüber hinaus meine persönliche Chance, neue Bekanntschaften zu schliessen wie im Fall von Yusef, der als Flüchtling hier in Deutschland lebt, einem warmherzigen und offenem Menschen wie alle Syrer, die ich seit Beginn des Aufstands kennen und schätzen gelernt habe. Er versicherte mir, dass die hiesigen Behörden ihn gut behandeln würden und dass er keine Probleme aufgrund seines Flüchtlingsstatus habe. Ein ehrliches Statement, das für mich die erfolgreiche Veranstaltung im Namen von Freiheit und Menschenrechten abrundete.

Freedom For Syria - 25/2/2012 - Augsburg, Germany

Dark grey clouds were over Munich when we started our trip to the Fugger village. Sitting on the backseat of the car with a handful of Syrian revolution flags to the right I was hoping that it won‘t rain to heavy while we are taking part on the rally for freedom.

Arriving in the center of the city we witnessed another demonstration from the anti-fascist block, some hundred punk-styled adolescents were accompanied by a lot of policemen who had a busy day also watching the amount of football supporters arriving with trains from Berlin.

The Free Syria rally took place nearly a kilometer away from the central station on a really good spot where many people passed by heading from the tram or the bus direction shopping streets and vice versa. Luckily it didn‘t rain during the demonstration and after a time even a bit of the blue sky was visible on the grey sky. Besides our Syrian revo flags a lot of Kurd flags were waving good visible in the air. Chanting the revolutionary slogans and reciting some prepared speeches and poems all participants tried their best to raise a bit awareness for the cause among the Germans and some took themselves the time to watch, to listen and even to ask for what we were demonstrating.


 But the essential effect the event had was to bring Syrian expats living in different German cities together and it worked well. We often forget that in Hafez‘ as well as in Bashar‘s Syria mistrust among the civilians was and unfortunately still is one of the crucial elements the regime uses to strengthen its‘ claim of power. The more worthful it is to see that those demanding freedom and dignity now are becoming ready to make steps towards each other, not only to tear down the wall of fear but also this curtain of mistrust hanging between them since nearly five decades now. A new unity is becoming reality which is one of the central keys to bring down that horrible system of surveillance and violence erected by the Assad dynasty. And even the presence of two pro-regimers - as we supposed they were due to their behavior - couldn‘t frighten or intimidate the protesters who noticed them.


 All in all a necessary get-together of Syrians, Arabs as well as Kurds, to express united their justified demands. And my personal chance to get to know them better by meeting new people like the refugee Yusef, a warm-hearted and open-minded person like all Syrians I‘ve met here in Germany since the beginning of the uprising. He assured me being well treated by the local officials and having no problems with his refugee status. An honest statement rounding off a successful happening in the name of freedom and human rights.

Friday, February 24, 2012

Who Needs Whom Needs What?

In times when official statements become more and more empty phrases and the different alliances are topping each other in creating lose-lose-situations at the cost of those facing practically the loss of their lives because a stubborn minority plays cold-blooded the card of lethal violence the question rises if all parties voluntarily or involuntarily participating need kind of help in form of advice. If it wouldn‘t be the Syrian people, the Assad regime, its‘ partners and the rest of the global community but a company a team of counsellors might be hired to analyze objectively the whole situation and to work out effective solutions to end the crisis. But the dilemma is that the crucial question - voting for or against tyranny and oppression - can‘t be solved with a historical compromise. Too many have sacrificed their lives up to now and too many are willing to do the same in the name of freedom and dignity. The master plan is cemented solid as a rock:

The regime must vanish, Assad and his clan have to go.

No discussion about that. Only the way how to realize that minimizing the potential victims of the still ongoing regime attacks (and not to forget of the different mercenary groups Assads‘ allies Nasrallah and Achmadinedschad have sent to strengthen the crackdown) is all but clear. Counting up all possible reasons for the mental stalemate the definitely not United Nations are in might be an approach to examine the actual state but it contains the risk of a long-termed analysis taking time the threatened people in Syria definitely don‘t have. And summoning the comments of all the real or self-claimed experts published the last months will probably lead to a similar if not even equal result. Instead of that the focus should shift on the headline question. Maybe then it becomes clearer where exactly the Gordian knot is located.

First of all the United Nations need unity. The most simple demand but on the other hand the most difficult challenge, as contradictionary as it sounds. The last voting results on Syria showed an overwhelming majority of 137 nations supporting the Arab League backed resolution while exactly a dozen other countries voted against that. But two of those twelve nations - Russia and China - appear strong enough to make the rest look like a bunch of dwarves, even the United States and the European Union. The clear the bare result of the voting might be the disillusional the influence of that coalition of the unwilling is. And it throws a dark grey shadow of disappointment over the lightblue UN logo.

The Western led fraction needs more determination in their actions. Sanctions are a possibility to urge the other side to end violent measures or to start a change in policy but if they are half-hearted or even calculated dropping slowly through they‘re not only useless but also undermining the credibility of the responsibles. As a reminder: travel bans are outspoken for a relative small group of regime responsibles - just to keep enough scope for common likewise actions. Embassy staff is partly ordered back sold as a strong signal. And the regime ambassadors are not only still residing comfortably in the nations of the European Union but also intimidating Syrian dissidents via their henchmen. Some of them are getting expulsed but the recruiting pool doesn‘t become really smaller or vanishes. A real strong stance would only be a clear cut of the diplomatic ties combined with effective sanctions and not climbing up the escalation ladder using each stair twice or thrice.

The Russian and also the Chinese government need most of all insight. (Yes, I'm hearing the voices of some raising now that I'm a hopeless case of an idealist but sorry, guys, I'm also proud of it.) Betting permanently on the wrong horse will lead sooner or later to bankrupty and supporting consequently authoritarian elements who have lost their claim on authority will lead to an irrevocable prestige damage. Especially in the case of Putin & Co it is incomprehensible that they simply missed the most pragmatical way to get what they want. Advocating the demands of the Syrian freedom movement under the requirement of keeping the naval base in Tartous. And the relations to the new elected Syrian government. But instead their defiance might probably lead to a complete loss of the Russian presence in the Mediterranean. The Chinese regime on the other side would be wisely advised not to repeat the Moscow formula like a mountain echo and simply to abstain the next time when it comes again to an UN voting. So they won‘t lose the face in front of the global community (it is not to be expected that the Communist apparatus in Bejing becomes suddenly a defender of human rights and the freedom-for-all-spirit).

The Arab League needs the UN. The only way out of the diplomatic dead-end road leads with a drastic turn towards the global community. And the first steps in that direction are made. After the monitoring disaster the often mocked ,club of dictators‘ should now seek the image repair in honest cooperation with the international partners not feeling insulted if others are having more useful ideas.

The ,Friends of Syria‘-coalition needs better ideas than to repeat the eternal condemnation formulas which are not only annoying but also frustrating in the meantime especially for those on the ground inside Syria only waiting to become the next martyrs. Time for lighting a problem candle and simply meditating the mass murder away are over and out. If the contact group in Tunis doesn‘t understand that during the next days they‘ll receive the Empty Trousers Award 2012 without having any serious concurrence.

The 2011 Award is by the way given to the Arab League monitors‘ mission.

The SNC needs more international recognition. Otherwise it will stay an umbrella organisation on the margin of the decision makers. The longer the brutal crackdown is ongoing the more the people inside are getting frustrated about the lack of measures against it and it is simply a human reaction to blame as first the political wing, in that case the National Council. A dangerous situation for the SNC possibly losing the backup from the people inside Syria who are losing then on the other side the only political alternative to Assad in the eyes of the international community. A vicious circle which has to be eliminated before it is running everything down - what would cause an Auguric smile in Assads face if becoming true.

The FSA needs support, logistically as well as from the equipment side. Heading back to the experiences the Libyan freedom fighters made during their battles against the well-armed Gaddafi troops it becomes very fast clear that light armory has no chance against heavy artillery. Tactical cleverness and pure will can‘t compensate that for a longer time. The defections are continuing and the manpower of the FSA is constantly growing but to strengthen their abilities it takes more than encouraging words.

But most of all the freedom wanting protesters, the activists and the civilians on the ground need help now. The humanitarian catastrophe is growing day by day, not only in Homs. Food and medical supply is more than urgently needed. People having fled from their shelled homes are hiding since weeks, some since months now in cellars or outside in the woods. It‘s more than high time to take action and to create a humanitarian corridor. How this will be realized s the challenge of all included parties. Russia‘s task might be in that case to convince the Syrian regime to pull back the armed forces and to guarantee free entrance for the red crescent and other groups delivering aid. If Assad refuses to do that another option might be demanding te permission to land on airports inside Syria or sending airplanes to drop down supplies over the besieged areas. A huge part of the international community likes to help the people in Syria but there is still no common road map worked out to take effectively action and no one likes to make his hands dirty. It seems that besides the regime violence also the diplomatic bureaucracy becomes another lethal threat for the courageous and resilient civilians inside Syria and therefore a multiple tragedy in the name of humanness.

Thursday, February 23, 2012

Baba Amr Bleeds

,This isn‘t about control. This is only about revenge.‘

The words of a tweep which can be proved by the incredible brutality the Syrian regime uses to crackdown the uprising regarding the besieged South-Western area of Homs. No one expected the regime forces wearing velvet gloves while attacking the rebellious hotspots but what the world is facing now in Baba Amr bears any comparison of the contemporary times.

Maybe Benghazi would have expected a similar fate if the UN resolution last year didn‘t pass and the Gaddafi forces were given free hand to take down the Libyan freedom fight straight in the beginning. Even a comparison with the heavily bombed Misrata bears in the meantime any resemblance.

This shot is taken from an uploaded Youtube-video dated Feb 22, 2012. In the right part of the image the smoke cloud of a detonated grenade can be seen.


 The destructions have become immense dimensions. Hundreds of families have lost their homes being randomly shelled by RPG‘s and tank grenades. Most of Baba Amr‘s inhabitants are living in the meantime under very critical conditions, hiding in cellars, no food, no fresh water, no heating, under catastrophal hygienic circumstances.

,This is only about revenge.‘

Under the pretext of hunting ,armed gangs‘ the regime forces only want to humiliate the civilians to grant Assad‘s claim of being the master upon the Syrian people as servants, as controlled mass the privileged minority regime class - not the Alawis in general - can treat however it likes. Sustaining a medieval ruling system is its‘ only purpose and their partners in crime, from old-school KGB hardliners like Lavrov to sectarian puppets like Nasrallah, are doing their best to keep the deadly dynasty in power. And the rest of the world seems only able to comment and to watch but not to act. While the foreign ministers and the United Nations ambassadors are giving one statement after the other condemning the crackdown measures nothing really effectful happens.

The shelling of Baba Amr and other parts in Syria continues, the humanitarian situation on the ground becomes more and more dramatic, only the iron will for freedom and the amazing resilience of the Syrians and the sheltering actions the slowly growing FSA is taking are keeping the revolutionary movement up. But to witness day by day deadly shot minors, disgustingly tortured bodies of detained activists and horribly mutilate victims of the regime violence is in fact exhausting, demanding strong nerves not to breakdown regarding those images.

On Feb 19, 2012 another tweep posted this sign: The text written says: ,Welcome to Homs. Welcome martyrs, you are two meters away from heaven.‘


 It seems that Baba Amr is now becoming rebuild in paradise by the martyrs there. And it will be a free Baba Amr there because the murderous thugs being responsible for the tragedy on earth are denied access to the heavenly place. Their home will be in hell, the only place they belong to ..

Monday, February 20, 2012

Nun also doch Gauck ..

Warum eigentlich nicht gleich? Hätten wir uns alle das ganze Wahltheater damals erspart. Aber nein, Mutter Merkel musste ja unbedingt ihren Pagenkopf durchsetzen. Schwiegersohnsyndrom nennt man das, glaube ich, im Psychologendeutsch.

Dabei dürfte jeder halbwegs intelligente Bundesbürger mittlerweile begriffen haben, dass die Republik bei weitem nicht von den gewählten sogenannten Volksvertretern regiert wird, sondern von einer durch und durch korrupten Wirtschaftselite, von den Ackermanns und Maschmeyers, die in Wulff einen glänzenden Vertreter ihrer schamlosen Kaste gefunden hatten.

Selbst friedfertig gesonnene harmoniebedürftige Landsleute ereiferten sich zurecht über das, was sich da in Schloss Bellevue eingenistet hat. Im Nachhinein empfinde ich tiefes Mitgefühl mit den gebeutelten Niedersachsen, deren ohnehin blasses Image nun auch noch durch ihren ehemaligen Landesherren abgewertet erscheint.

Viele fragen sich jetzt bestimmt: "Wie kann man nur?" Diese Frage hat bei näherer Betrachtung Wulffs eindeutig rhetorischen Wert. Und wie der konnte! Vorteilnahme als Kavaliersdelikt sozusagen. Der kleine Christian saß bestimmt in seiner Schulzeit vorne in einer der ersten Reihen und hat schön artig den Finger gehoben, wenn der Lehrer Fragen gestellt hat. Und wer weiß, vielleicht hat der kleine Christian ja auch brav gepetzt, falls einer seiner Mitschüler Abfälliges über das Unterrichtswesen hinter seinem Rücken geflüstert hat. Als Typ erinnert er mich sehr an Jürgen Rüttgers, das fleischgewordene Fähnlein Fieselschweif, mit dem man auch besser nicht während seiner Pubertät befreundet sein wollte.

Die früheren Politikergenerationen waren wenigstens noch Marken, ich denke da an den alles andere als bequemen Wehner oder den beinahe schon sozial unverträglichen Strauss. Doch heute kommen viele wie geschleckt aus Reagenzgläsern, keine Kanten, keine Ecken, alles perlt an ihnen ab, pure Austauschbarkeit, der Repräsentant als reines Ersatzteil. Wulff gehört zu den Archetypen dieser seelenlosen Clique. Zum Glück ist mit ihm jetzt einer der Männer in Grau von der Bildfläche verschwunden.



P.S.: Der Umstand, dass Horst (Jawohl! Der Horst!) ein paar Tage oberster Interimsdiener des Volkes war, wird denke ich mal relativ schnell in Vergessenheit geraten.

Friday, February 17, 2012

Assad And His Dark Alliance

The last voting in the UNSC brought it finally out: the supporters of the Syrian regime stayed as the usual suspects. An overwhelming majority of the global community expressed their disgust over Assad's inhuman crackdown measures.

Whom we have in this coalition of cruelty supporters? Let's get a closer look at the regimes:

Putin is the one who should have done better by dropping Assad timely. Now he's urged to fight at two fronts: both, his international as also his reputance at home are decreasing. Not easy in times the presidential elections are knocking on the door and more 'n more people are connecting him with fraud and ignoring human rights as well. His former glance as Russia's leading representant is meanwhile only a fade shadow.

Achmadinedschad embodies the classical axis of tyrants. The Iranians are protesting since decades now for freedom but the powerful are still holding the country in their iron claws. The imagination that just the hardliner from Teheran would discover for his inner peace the road to freedom is more than absurd. Only a toppling of him and his whole bunch could guarantee Iran a new beginning.

The Chinese regime (I could mention on this place their president Hu Jintao but in no country of the world he whole ruling collective represents more the political status as in China) may not vote for Assad in the first line because of his cruelty against the revolutionaries. No, they have more the fear that the spark of freedom which is actually glowing in Tibet and among the Uyghurs may reach the average Chinese citizen. Then even such a huge apparatus like the Communist party would be in big trouble.

Venezuela's Chàvez, the South American Gaddafi, definitely not known for pluralistic or even democratic habits represents the sad remnant of the late 1970's junta generals. Not a perspective for a prosperous future. And for sure not a role model to become (under what circumstances ever) re-elected the next time.

Alexander Lukashenko is the primitive rowdy in the tyrants' club. His only merit is that he reminds us on the sinister times of the KGB rulership in the former Soviet Union. And how he's treating regime critics especially like Andrej Sannikov bears any tolerance. The last iron curtain inmidst Europe.

North Korea was always during the Kim Jong dynasty rulership a kind of surreal appearance among the world nations. Now the young Kim Jong Un represents a political system behind the fantasy of the average free world's citizen.

Mugabe is on the other side the grampa among the authoritarianists. Willing to celebrate his 238th birthday the people in Zimbabwe need at all resilience to become one day a free nation.

That the regimes of Cuba, Nicaragua, Ecuador and Bolivia have voted for Assad might have a lot to do with the old leftist strings and probably some pressure of the above mentioned leaders.

And what about Nasrallah and his doggy-style love for Bashar? Sorry, not really worth to mention. Somehow he and his Hezbollah belong to the family ..

The frontlines between the good guys and the bad guys are already cleared now. Time to step forward creating solutions that will really help the Syrians in the name of humanity (and not of a dozen regimes worldwide trying to dictate).

Tuesday, February 14, 2012

A Syrian Message To Russia - Munich 14/2/2012

Exactly at ten in the morning I reached the golden shimmering statue of the Friedensengel who thrones on the East bank upper the Isar. Thick snowflakes were still dancing in the air, some inches of white crystals covered everything around, rather a weather destined for Christmas eve. I was the first so I had a bit time to examine the area around the Russian consulate, a monumental Wilhelminian style building protected (especially for the event) by subtle surrounding police cars. I met a few Russians on their way to their representation for some bureaucratic exchange. A staff member of the consulate walked direction Europaplatz to check and report via his walkie-talkie. In between minutes a dozen Syrians arrived with a handful of banners (in the revolutinary colors, of course) ready to occupy the provided space. To express the rage over the Russian UN veto straight at the consulate's huge iron railings was according to the local policemen not allowed so that the nearest point at the top of the traffic refuge was chosen, straight at a red light for pedestrians.


More Syrians arrived shouting provoking comments about the Russian stance towards the consulate. Despite the instructions one of the police officers declared before the start of the vigil - no insulting shouts - many of the participants couldn't keep back their anger about the mass killing of their family members, friends and fellows mainly through Russian arms. After eleven months of exhausting resistance against the slaughter dynasty all their hopes shattered for a short moment after the last UN voting. Defiance is the new keyword now, mixed up with the whole spectre from disappointment to bitterness. I could almost grap the atmosphere of sadness and frustration off-loading here in the winter wonderland. Some members of the Russian diplomatic representation arrived busily taking photos and recordings of the protesters. Well, as long as they don't sell them to the Mukhabarat .. a few moments later another man arrived armed with camera equipment introducing himself as a Russian news journalist and taking some close-up shots of the participants (later the organizer of the rally told me the guy was most likely also a consulate staff member). One younger Syrian explained me that the frontlines are running meanwhile no longer between family and not family but between the crucial question freedom or Assad.


In fact it is still incomprehensible that the global community is not able to come together under the roof of the United Nations to compass a master plan protecting the civilians from the regime forces' atrocious attacks. Daily the horror stories are reaching new high levels of extraordinary brutality and the world still watches in frozen posture while the so called crackdown reaches infernal dimensions. Worldwide protesters gather at Russian embassies these days to demonstrate how they feel after being left alone at the time. Upset. And they have truly the right to be that.

Quod Erat Demonstrandum (engl version)

The global community gets together. In the meantime down on the streets. Even in the most civilized areas normally saturated self-content is expected to discover. Besides the routiniers from the protesters‘ guild whose portraits are meanwhile 3D saved in the police data banks - yes, the state has switched the batons their uniformed executives were carrying at protests to modern digital cameras - also the modern upset citizen marches with, his indignation not expressing by empathic gestures but by simple being there at the protest event and therefore by the occupation of public space as such.

The sudden melange between the usual suspects rising up against the ruling system with the hierarchic compatible subject guided through consumerism (as some of the homemade brainbugs always thought and are still thinking) waters down the favored relation between ,those‘ and ,us‘. Madame Chancelor should better leave for a while her apartment between Sarkozy and Ackermann at the Motel EU and become busy herself with the occupy-thought.

For example: why has Greece, blamed officially as nasty dog, in all meanings of the verb now to pay for his creditors' forbearance of the responsibility to advise? Maybe Greece's Union partners - sorry, not longer, now only one-sided business partners - planned cold-blooded such a scenario to create a fiscal-political Gaza Strip around the Peloponnes? Isn't it comprehensible in that case to see during the evening news besides complete houses in Athens also a German flag burning?

À propos global policy: while the not-United Nations recovered the old diplomatical game 'too many cooks spoil the broth' rendering the Syrian people an enormous disservice a tactical maneuver from the German delegation would be on time. Preferred as compensation for Germany's 'Jein' at the last crucial voting for the intervention in Libya last year. Instead of that sanctions' skirmish. The cleaning women from the German embassy in Damascus are sent on unpaid holidays as 'a strong stance towards the Syrian regime' and a handful of Assad's criminal henchmen are getting expulsed: 'Look how determined we are.' But the Baath breed turns its heads with a wiping gesture towards the civilians ready to slaughter them continuingly whispering: 'The world let us do this.'

'Hm, such an outlook in the wide world uncovers so much hotspots, and I am only a single woman' thoughts are floating out of the chancellery. 'Independence fights, rebellions, uprisings, hunger crisis .. impossible to solve that at once, haha. No, I'm staying better at the Euro talks and the homemade problems.'

One of the last mentioned is her son-in-law rolemodel she parked at Schloss Bellevue quarreling a bit with the press and the public about his habits. Without that nasty affair the everlasting coffee-and-cake atmosphere would be ready to get eternalized in oil on canvas.

The tremor of the world has reached the Republic in form of a murmur. But will this ethereous appearing coalition in Berlin be able to seize the day and to react in a constructive manner towards the people's demands or is the noise the technocratic Houdinis are performing loud enough to keep the representatives hypnotized: 'First we have to turn around every single Eurocent before we can keep busy with stuff like human rights outside our Union.' If the last scenario becomes true we can be assured that everyone 'outside our Union' has to fight the real problems of the world without Germany's support ..

Monday, February 13, 2012

Quod Erat Demonstrandum

Die Weltgemeinschaft versammelt sich. Neuerdings auf der Strasse. Selbst in den zivilisiertesten Gegenden, in denen man eigentlich saturierte Selbstgefälligkeit vorzufinden gedenkt, zeigt sich neben der erfahrenen Demonstrationsgemeinde, deren Portraits dank der effizienten Schulungen in Sachen Überwachungstechnik bereits mehrfach archiviert sein dürften - jawohl, der Staat hat Lernpotential bewiesen, indem er seinen uniformierten Wächtern der Exekutive ganz einfach die Schlagstöcke aus dem Halfter gezogen und dafür die Digitalkamera in die Hand gedrückt hat - mittlerweile ganz unverbrämt der moderne Wutbürger, dessen Empörung sich nicht in aufrührerischen Gesten zeigt, sondern einfach nur in der Anwesenheit auf der Protestveranstaltung und der damit verbundenen Okkupation des öffentlichen Raumes.

Die plötzliche Vermengung der gängigen Stereotypen, die sich gegen die Obrigkeit wenden, mit dem ja doch eigentlich über das Konsumverhalten gesteuerten hierachisch verträglichen Untertan (so dachten und denken noch einige der hiesigen Eierköpfe unter der Kuppel) verwässert das liebgewonnene Verhältnis zwischen 'denen' und 'uns', dass die Chefin vielleicht doch mal den Pendelzug zwischen Sarkozy und Ackermann sausen lassen und sich dem Occupy-Gedanken widmen sollte. Da das englische Verb ja nicht nur besetzen, sondern auch in Verbindung mit dem Personalpronomen sich beschäftigen bedeutet. Und zwar am besten mit den wirklich wichtigen Themen.

Zum Beispiel der Frage: warum muß gerade Griechenland nach dem Motto 'Böser Hund!' für das Unterlassen der Beratungspflicht seiner Kreditoren sühnen, die ihren Geschäftspartner sehenden Auges ins offene Messer haben laufen lassen? Möglicherweise, um dadurch so etwas wie einen finanzpolitischen Gazastreifen zu kreieren, der als Testsimulation für ungeplante Ausfälle dient? Sollte man dann nicht auch etwas mehr Nachsicht zeigen, wenn in Athen ausser den Häusern auch die eine oder andere deutsche Flagge abfackelt?

Und Stichwort Weltpolitik: weil die Unvereinten Nationen gerade wieder den Klassiker "Viele Köche verderben den Brei" ausgegraben haben und der syrischen Bevölkerung damit einen mörderischen Bärendienst erweisen, wäre ein taktisch durchdachter Vorstoss der deutschen Aussenpolitik eine durchaus willkommene Alternative. Könnte ja im Glücksfall die verlangsamte Reaktion während der letzten grossen UN-Abstimmung über den militärischen Einsatz in Libyen vergessen machen.

Stattdessen unglaublich in die Länge gezogenes Sanktionsgeplänkel. Gestern die Putzfrau aus der diplomatischen Vertretung in Damaskus abgezogen und das ganze als deutliches Signal verkauft, werden heute eine Handvoll der üblichen Verdächtigen demonstrativ ausgewiesen, um dem blutrünstigen Regime zu zeigen: "Wir können auch anders." Das allerdings wendet sich mit Kopfschütteln und eindeutigen Handbewegungen, die ein von der Weltkarte wischen signalisieren, von den selbsternannten Zeichensetzern ab und dem Abschlachten des eigenen Volkes wieder zu.

Ach, so ein Blick in die weite Welt da draussen offenbart doch mehr Probleme als man eigentlich damit beschäftigen kann, weht in Gedankenfetzen aus dem Kanzleramt. Unabhängigkeitskämpfe, Elend, Hungersnot .. wir können doch nicht alles auf einmal lösen. Zum Glück gibt's ja noch den Euro. Dessen Probleme sind nämlich hausgemacht, und mit Hausmannskost kennt sich Mutter Merkel prima aus. Wäre da nicht ihr Schwiegersohn-Ersatz aus Schloss Bellevue, der in Sachen öffentliches Ansehen in respektable Schieflage geraten ist - Journalisten stehen nun mal nicht besonders darauf, sich per Telefonansage ihren Job erklären zu lassen - das Vier-Uhr-Sonntagskaffeekränzchen wäre schon jetzt für die Ewigkeit bis zur nächsten Wahl manifestiert.

Das Rumoren der Welt ist in Form eines Raunens in der Republik angelangt. Stellt sich lediglich die Frage, ob die vergeistigt wirkende Koalition den Tag pflückt und auf das Begehren der Bevölkerung in konstruktivem Maße reagiert oder ob der Lärm, den die Finanztechnokraten mit ihrem Aktionstheater veranstalten, weiterhin alles übertönen wird, um sein Mantra des geforderten Stellenwerts in den Köpfen der Zuschauer und Co-Akteure zu verankern: 'Wir müssen jeden Eurocent zweimal umdrehen, bevor wir uns Themen wie Grund- und Menschenrechten widmen können.' In letzerem Fall können wir getrost davon ausgehen, dass der Rest der aussereuropäischen Welt bei der Lösung der wahren Konflikte ohne die Hilfe Deutschlands auskommen muß ..