Sunday, April 8, 2012

Syrien: Versuch Und Irrtum

Mal ehrlich: hätte Assad diese sechs Punkte, die Kofi Annan ihm präsentiert hat, so mir nichts dir nichts in die Tat umgesetzt? Feuerpause, Truppenrückzug, humanitäre Helfer auf's Spielfeld lassen, alle politischen Gefangenen freilassen, Journalisten reinlassen, Proteste gegen ihn künftig zulassen?

Mittlerweile dürfte jeder einigermassen Belesene oder über die Nachrichtenkanäle Informierte über die unverminderten Bestialitäten der Sicherheitskräfte und deren Rückendeckung durch die Regimespitze Bescheid wissen.

Eine Feuerpause oder ein Rückgang des willkürlichen Beschusses ganzer Stadtviertel und Vororte findet de facto nicht statt, auch wenn der dafür - vorerst einmal - vereinbarte Termin der Zwölfte (war es nicht vor kurzem noch der Zehnte?) sein mag. Die steigende Anzahl der getöteten Zivilisten sowie der auf gezielte Hinrichtung weisenden Morde beweist die ungebremste blinde Zerstörungswut menschlichen Lebens in den Städten und Dörfern, die auf das Konto der regimetreuen Sicherheitskräfte gehen.

Unter Truppenrückzug verstehen Assads Einheiten derzeit die Verlagerung der Panzer aus den Stadtgebieten in die nähere Peripherie, um von dort aus wahllos auf die bewohnten Gebiete zu schiessen. Desweiteren hat das Regime angedeutet, dass ein Rückzug vorerst aus ruhigen Gebieten beginnen wird - was man darunter verstehen mag, kann man sich bei Einschätzung der Lage leicht ausmalen.

Sollte sich herausstellen, dass bereits chemische Waffen vom Regime eingesetzt wurden, wäre die internationale Gemeinschaft mit einer neuen Situation konfrontiert, die eine Intervention unausweichlich macht. Die Gefahr, eines solchen Verbrechens wegen dingfest gemacht zu werden, kann sich Assad nicht erlauben und wird mit allen Mitteln die Präsenz humanitärer Helfer auf eigenem Boden blockieren.

Was die politischen Gefangenen angeht: mit Sicherheit werden die Freigelassenen nicht zu ihren Familien zurückkehren und von weiteren Unmutsbekundungen gegen das Regime abraten. Eher im Gegenteil. Die sich daraufhin auftürmende Welle des Protests dürfte Assad wegspülen. Ausserdem würden seine Geheimdienste ihm dringend davon abraten, da ihre Methoden bei den Befragungen tausendfach an das Licht der Öffentlichkeit gelangen würden.

Journalisten dürften mit Wahrscheinlichkeit sogar einreisen, die Sicherheitskräfte würden schon dafür sorgen, dass der eine oder andere von einem Geschoss getroffen wird, dessen Herkunft das Regime lakonisch mit 'Die Rebellen waren's' kommentieren wird. Der Besuch bestimmter Distrikte in Hama und Homs würde den Berichterstattern seitens der Regimeeinheiten verwehrt werden. Fadenscheinige Gründe fänden diese mit Garantie genug.

Schliesslich noch das Zugeständnis von Regime- und insbesondere Assad-kritischen Demonstrationen. Jemand, der in der perfiden Selbstinszenierung samt Tross an sicheren, da gesicherten Orten Hof hält und der eigenen Bevölkerung über den Haus-Sender Addounia Heile-Welt-Idylle vorgaukelt, akzeptiert mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Überhandnahme von Versammlungen, die lautstark seine Abberufung in welcher Art auch immer fordern.

Ob aus dem Zwölften am Zehnten bereits der Fünfzehnte wird? Man muß mittlerweile leider auf alles gefasst sein, was die Mächtigen der Welt an Verzögerungstaktiken aus der Tasche ziehen, um ja keine Verantwortung verursacht durch Aktivität - möglicherweise von den Angesprochenen auch verwechselt mit Aktivismus - tragen zu müssen.

Man soll ein und denselben Fehler kein zweites Mal begehen. Wie wurden diese Punkte bereits in anderer Verpackung dem ignoranten Despoten vorgelegt und mal entschieden, mal gleichgültig verworfen? Mehr als einmal zu oft, um es noch einmal mit gutem Gewissen erneut zu versuchen ..

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