Monday, November 28, 2011

Hajj 2011 - Bilder Einer Pilgerreise

Der Fernsehapparat läuft bei mir gelegentlich im Hintergrund, während ich schreibe oder Grafiken gestalte. Stört in dem Fall nicht, da ich ebenfalls Bestandteil einer polykommunikativen Generation bin, der imstande ist, durch parallele Wahrnehmung den einen oder anderen Konzentrationsknoten seines jeweiligen Hauptaufgabenbereichs auflösen zu können. So auch gestern am frühen Abend, als Pro 7 sein Wissensformat Galileo - benannt nach einem grossen italienischen Entdecker - auszustrahlen begann.

Es folgte eine gut halbstündige Reportage über die diesjährige Hajj, die Pilgerfahrt an die Heiligen Stätten in und um Mekka. Dem Reporterteam ist es tatsächlich gelungen, Aufnahmen während der Reise drehen zu dürfen - auch wenn das kurzfristige Drehverbot im inneren des Heiligen Bezirks um die Kaaba beinahe schon zu auffällig dokumentiert sein mag, einziger Kritikpunkt meinerseits.

Die Intensität der Bilder ist wirklich beeindruckend und vermittelt selbst dem Betrachter, der sich bis dato noch nicht wirklich mit der Religion des Islam beschäftigt hat, gerade durch das subjektive Erleben des Reporters, der hauptsächlich als Pilger denn als Berichterstatter unterwegs war, gemeinsam mit den objektiven Aufnahmen 'hinter den Kulissen' - Organisation, Sicherheit, Logistik etc. - einen durchaus klaren und dennoch nicht zu aufdringlichen, wohlmöglich entweihenden Einblick in den spirituellen Höhepunkt eines jeden Muslim.

Wissen beseitigt Ängste und Unsicherheiten, die ihrerseits fatale Missverständnisse auslösen können. Um den Mythos des Zweifels auflösen zu können, muss allerdings genau hingeschaut werden, und das bedeutet präzise abzuwägen zwischen den notwendigen Bildern und Informationen, die Aufklärung garantieren und den überflüssigen Bildern und Informationen, die entweder zuweit in den Privatbereich eines oder mehrerer Individuen hineinragen oder die das Heilige Innere einer Glaubens- oder Überzeugungsgemeinschaft zu entweihen drohen.

Eine Form der Entmythologisierung, die ich einem Privatsender in der Form  nicht zugetraut hätte. Vor allem durch einen besonderen Umstand, der mir als Respektsbezeugung der Thematik im allgemeinen sowie der Religion des Islam im speziellen vorkam:

Der komplette Beitrag wurde ohne eine einzige Werbeunterbrechung ausgestrahlt.


Zugegeben, eine derartige Reportage hätte ich aus dem Bauch heraus eher unseren kulturtragenden Sendern wie ARTE oder 3Sat zugetraut, doch im nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob ihnen ein besserer Bericht gelungen wäre. Pro 7 erreicht als Privatanbieter mit dem Schwerpunkt auf Unterhaltung ein breiter gestreutes Publikum und hat es in der Tat geschafft, einen ausgewogenen Beitrag mit dem nötigen Fingerspitzengefühl auszustrahlen.

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